Renovierungsarbeiten waren ja noch nie meine Stärke. Ab und
zu schlägt das Style-Herz aber nicht nur höher, wenn der Kleiderschrank vor
Designer-Klamotten überquillt, sondern auch, wenn das traute Heim mit den
Hochglanzfotos der letzten Vogue-September-Ausgabe mithalten kann. Ein Umzug bringt da erst recht die passende
Motivation in punkto Neustyling auf die Pauke zu hauen.
Als ein solcher nahte, beschlossen wir alles auf eine
Styling-Karte zu setzen. Dabei hielten wir uns an die Dinge, die uns wirklich
im Blut lagen: eine Tournee durch sämtliche Möbelhäuser der Stadt und im
Handumdrehen war die Auftragsliste voll und das Budget wurde sogartig gen Null
gezogen. Blieb noch die Notwendigkeit die elf Jahre alten Spuren der
Vorbewohner in Form von altem Teppichboden zu beseitigen. Nachdem uns Parkett
für ein Mietgebilde zu teuer erschien, einigten wir uns auf die
Fotodruckbilligvariante Laminat, immerhin in Teakholz-Optik. Bei
Budgeterschöpfung und chronischen linken Händen ist man dankbar für Freunde,
die einen mit Fachkenntnissen beglücken. So nahmen wir in Dankbarkeit das
Angebot eines bayerischen Freundes an: freundschaftlicher Plausch, Spaß und
Laminatverlegung inklusive.
Gesagt, getan: 123 qm, die Pakete – 40 an der Zahl –
besorgten wir tags zuvor und zum assistieren reichten unsere Kenntnisse ja
hoffentlich aus. Bretter schneiden, anreichen, auch für einen nicht Heimwerker
schaffbar. Doch es kam ganz anders: den Plausch bekamen wir! Er manifestierte
sich jedoch mehr in Form von nicht enden wollender Schwärmerei für unbedeutende
klassische Sänger unseres Nachbarn Frankreichs, allerdings in der epischen
Breite einer historischen Bedeutung von John F. Kennedy oder Queen Elisabeth
II.! Nun ja, Freunden muss man ab und zu auch zugestehen sich über
Herzensangelegenheiten auszuschütten und das ist auch völlig in Ordnung! Allerdings
gerät man in einen gewissen Konflikt, wenn man für die Verlegung von 123 qm
zwei Tage Zeit hat und der hauptamtliche Verleger sich zwischen dem Anreichen
von zwei Brettern in halbstündige Ausführungen seiner teeniehaft-schwärmerischen
imaginären Liebeleien ergießt. Insbesondere dann, wenn er eigentlich engagiert
wurde, weil er im Vorfeld mit seinem Erfahrungsschatz geprahlt hat, bei
Arbeitsbeginn jedoch erst recherchieren musste, wie Laminat eigentlich verlegt
wird.
Dass die 600 € für den Profi in diesem Fall doch eine sinnvolle
Investition gewesen wären, war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar. Wir lernten
also blitzartig die Verlegung von Bodenfotodruck, denn die Vorstellung für die
nächsten vier Monate ganztägig mit den Lebensumständen französischer „Starsopranistinnen“
beglückt zu werden, rief in mir die Erinnerung sämtlicher Foltermethoden des
Mittelalters wach.
Nach zwei Tagen der Schufterei waren wir stolz auf unser
Werk und erstaunt, wie schnell man sich doch handwerkliches Geschick aneignen
kann. Unser „Laminator“ verschwand nach acht Tagen wieder jenseits des
Weißburstäquators und in den kommenden anderthalb Jahren erlebten wir noch
viele weitere kolumnenträchtige Dinge mit ihm. Aber dies ist eine andere Geschichte
– und soll ein anderes Mal erzählt werden.