Samstag, 22. September 2012

Wie man Laminat verlegt – oder auf „Freundschaftsdienste“ manchmal besser verzichtet



Renovierungsarbeiten waren ja noch nie meine Stärke. Ab und zu schlägt das Style-Herz aber nicht nur höher, wenn der Kleiderschrank vor Designer-Klamotten überquillt, sondern auch, wenn das traute Heim mit den Hochglanzfotos der letzten Vogue-September-Ausgabe mithalten kann.  Ein Umzug bringt da erst recht die passende Motivation in punkto Neustyling auf die Pauke zu hauen.

Als ein solcher nahte, beschlossen wir alles auf eine Styling-Karte zu setzen. Dabei hielten wir uns an die Dinge, die uns wirklich im Blut lagen: eine Tournee durch sämtliche Möbelhäuser der Stadt und im Handumdrehen war die Auftragsliste voll und das Budget wurde sogartig gen Null gezogen. Blieb noch die Notwendigkeit die elf Jahre alten Spuren der Vorbewohner in Form von altem Teppichboden zu beseitigen. Nachdem uns Parkett für ein Mietgebilde zu teuer erschien, einigten wir uns auf die Fotodruckbilligvariante Laminat, immerhin in Teakholz-Optik. Bei Budgeterschöpfung und chronischen linken Händen ist man dankbar für Freunde, die einen mit Fachkenntnissen beglücken. So nahmen wir in Dankbarkeit das Angebot eines bayerischen Freundes an: freundschaftlicher Plausch, Spaß und Laminatverlegung inklusive.

Gesagt, getan: 123 qm, die Pakete – 40 an der Zahl – besorgten wir tags zuvor und zum assistieren reichten unsere Kenntnisse ja hoffentlich aus. Bretter schneiden, anreichen, auch für einen nicht Heimwerker schaffbar. Doch es kam ganz anders: den Plausch bekamen wir! Er manifestierte sich jedoch mehr in Form von nicht enden wollender Schwärmerei für unbedeutende klassische Sänger unseres Nachbarn Frankreichs, allerdings in der epischen Breite einer historischen Bedeutung von John F. Kennedy oder Queen Elisabeth II.! Nun ja, Freunden muss man ab und zu auch zugestehen sich über Herzensangelegenheiten auszuschütten und das ist auch völlig in Ordnung! Allerdings gerät man in einen gewissen Konflikt, wenn man für die Verlegung von 123 qm zwei Tage Zeit hat und der hauptamtliche Verleger sich zwischen dem Anreichen von zwei Brettern in halbstündige Ausführungen seiner teeniehaft-schwärmerischen imaginären Liebeleien ergießt. Insbesondere dann, wenn er eigentlich engagiert wurde, weil er im Vorfeld mit seinem Erfahrungsschatz geprahlt hat, bei Arbeitsbeginn jedoch erst recherchieren musste, wie Laminat eigentlich verlegt wird. 

Dass die 600 € für den Profi in diesem Fall doch eine sinnvolle Investition gewesen wären, war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar. Wir lernten also blitzartig die Verlegung von Bodenfotodruck, denn die Vorstellung für die nächsten vier Monate ganztägig mit den Lebensumständen französischer „Starsopranistinnen“ beglückt zu werden, rief in mir die Erinnerung sämtlicher Foltermethoden des Mittelalters wach.

Nach zwei Tagen der Schufterei waren wir stolz auf unser Werk und erstaunt, wie schnell man sich doch handwerkliches Geschick aneignen kann. Unser „Laminator“ verschwand nach acht Tagen wieder jenseits des Weißburstäquators und in den kommenden anderthalb Jahren erlebten wir noch viele weitere kolumnenträchtige Dinge mit ihm. Aber dies ist eine andere Geschichte – und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Doppeltes Designer-Glück heißt nicht immer zwingend schick...

 Neulich bei H&M: nun ja, im Allgemeinden kämpfe ich ja auch an vorderster Front, wenn es darum geht, mein hart verdientes Geld in Designerfummel anzulegen. Vor allem wenn sie trendy und extravagant sind und bei den Preisen nicht vor lauter Schreck meine Kreditkarte zerplatzen lassen. Wenn sie dazu noch bei einer Bekleidungskette angeboten werden, aber nicht geradezu wie vom Billigdiscounter aussehen, bin ich im siebten Kleiderhimmel. Dafür verzichte ich dann auch auf das Glas Champagner, das mir zwar in den Nobelläden auf der Düsseldorfer Kö zum Shopping gereicht wird, aber bei deren Klamottenpreisen ich mich dann doch frage, ob sich die Kleider auch zu ner Eigentumswohnung ausklappen lassen. Wenn man denn dann schon ein Vermögen investiert!

Wie erfreulich für mich, dass es da die immer wiederkehrenden Designer-Kollektionen beim guten alten H&M gibt. Was mit King Karl Lagerfeld vor etlichen Jahren in Form von couturigen Entwürfen in akzeptabler Verarbeitung zum Top-Preis begann, hat sich mit den Jahren etwas abgeschliffen. Leider haben sich die Preise eher in die andere Richtung etabliert, was zur Folge hat, dass die In-den-ersten-10-Sekunden-ist-alles-weg-Situation sich eher entspannt hat.  Auch wenn H&M sich zur Steigerung der Haben-will-Mentalität fein ausgedacht hatte,  die Ausgabe von bunten Plastikbändchen, gekoppelt an eine 15-minütige-Einkaufsphase, einzuführen. Jedoch konnte das die Shopping-Sucht derer, die unbedingt einem Designer-Teil in ihrem Schrank ein neues Zuhause geben wollen, nicht namhaft steigern.  Und noch eine Unart haben sich die Designer der neueren Kollektionen angewöhnt: während die  ersten noch bis zur Venusfrauen- Größe 46 produziert haben, hält man sich jetzt in diesem Refugium dezent zurück und schließt Frauen jenseits der siebzig Kilo einfach so aus. Aber  wer würde das negativ bewerten wollen, wo doch die Mehrheit der deutschen Frauen eher eine Größe 32 trägt? Mit schöner Regelmäßigkeit wühle ich mich bei H&M durch meterweise Bügel, auf denen T-Shirts hängen, in denen ich ausschließlich Größe 32/34 lese. Jenseits der Größe 40 schrumpft das Sortiment auf ein Minimum zusammen, was natürlich nur daran liegt, das Größe 40/42 nur nicht gefragt ist.

Nun gut: bereits im November standen wir Mädels in den Startlöchern um Donatellas Entwürfe zu begutachten und den Ansturm auf die Versace for H&M Kollektion zu beginnen. Auch wenn sich die Preise für ein Kleid schon wieder in Richtung der 200-Euro-Marke bewegt haben, konnte die Kollektion mit crazy Design und ordentlicher Verarbeitung und Qualität punkten.  Jetzt gibt es ihre neue Cruise-Kollektion. Nein liebe Donatella, wo sind Deine so typischen Versace-Schnitte, weich, fließend, Göttinnen-Look?
Was uns da entgegenstrahlt ist eher mühselig drapiert, spießig gemustert und von  Göttin ist Frau in diesen Entwürfen so weit weg wie ein Elefant von der Grazie. Dafür sind hier aber auch die Preise wieder eher moderat. Hm…! 

Ich entscheide mich nicht zuzuschlagen und dem Designer-Etikett zu widerstehen. Ich höre ein heftiges Jauchzen meiner Kreditkarte, die in meiner Geldbörse hin und her hüpft.  Mal sehen, wie lange die Bügel in den Filialen noch hübsch voll hängen. Sollte ich doch zufällig in den nächsten Tagen an einer H&M-Filiale vorkommen, könnte ich ja einen klitzekleinen Blick auf die Teile werfen. Bei mehrmaliger Begutachtung erhöht sich laut Psychologen der Gefällt-mir-Faktor.  Also nur einen klitzekleinen winzigen Blick und vielleicht ein klitzekleines Teil nach Hause entführen…….

Nein ….nein…nein…nein…ommmmm…..

Donnerstag, 5. Januar 2012

Die Weihnachtsgans muss weg....gute Vorsätze XL...!

Im Allgemeinen heißt es ja, dass man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zunimmt, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Das kann ich so nicht bestätigen.  Kann ich mich in den Frühjahr- und Sommermonaten immer noch einigermaßen zügeln, so überfällt mich regelmäßig zur Adventszeit die Lust auf Süßes, Fettiges und alles, was sonst noch schlecht für die Figur ist. Die Ignoranz, die ich bis Mitte Dezember noch gegenüber all den kulinarischen Verlockungen an den Tag lege, verliert sich schlagartig, sobald sich kurz vor Weihnachten Familien- und Freundesevents häufen. Da locken aber auch überall die Fingerfood-Häppchen und allerlei andere Diätkost, heruntergespült mit Fluten von Leerkalorien in Form prickelnder Blubberbrause. Von den eigentlichen Festtagen will ich gar nicht reden. Wer wird denn schon über Kalorien- und Fettgehalt nachdenken, wenn der herrlich knusprige Gänsebraten seinen weihnachtlichen Duft verbreitet? Gekrönt wird das Ganze dann noch vom Jahreswechsel, an dem man sich schwört, dass ab morgen alle guten Vorsätze brav befolgt werden.

Dann kommt sie, ihre große Stunde! Wie eine Spinne in ihrem Netz hat sie sich den ganzen Dezember über gefreut mir am 01. Januar die schonungslose Wahrheit zu offenbaren. Ich weiß schon, warum ich nahezu jedes Partykleid in drei Größen im Schrank hängen habe. Nein, aber dieses Jahr gebe ich mir nicht die Blöße hinten über zu fallen.  Ich beschließe stattdessen meine Waage in den Kreis meiner engsten Freundinnen zu befördern, vielleicht, weil ich die Hoffnung habe, dass die aufgespeckten 10 kg aus Dankbarkeit von selbst verschwinden. Die Dankbarkeit hält sich in Grenzen.
Wohl oder übel muss ich eine andere Taktik wählen.  Nachdem ich in keinem Online-Shop ein Buch zum Thema „Die-Currywurst-Pommes-Chips-Sofa-sitz-Diät“ finde, beschließe ich alle figurschädlichen Inhalte meines Kühlschranks durch aufessen  zu vernichten. Das bißchen  macht jetzt auch nichts mehr. Für den nächsten Tag nehme ich mir das Projekt „Wenn-nichts-da-ist-esse-ich-auch-nichts“ vor. Beim ersten Einkauf im neuen Jahr ignoriere ich tatsächlich die Verlockungen des drastisch reduzierten Weihnachtssüßkrams und auch die winkenden Glöckchen der Weihnachtsmänner eines Schweizer Schokoladenherstellers lassen mich kalt. Stolz trage ich meine Ladung Obst und Gemüse nach Hause und auch kein Fläschchen Kribbelwasser findet den Weg in das heimische Revier. So weit, so gut. Die ersten vier Tage haben ein Kilo weggeschmolzen, mit dem Vorsatz von mehr Bewegung konnte ich mich noch nicht so richtig anfreunden. Ich beschließe anzunehmen, dass das stürmische Wetter zu Jahresbeginn extra gemacht wurde, damit ich noch ein paar Tage faul sein kann. Immerhin ist ja schon die Ernährung vorbildlich geworden und man soll auch nichts überstürzen.

Und außerdem: Heiligenscheine zu beleuchten ist im Zeitalter der verschwundenen Glühbirnen auch nicht mehr ganz preiswert.